25.02.2019

Digitales Coaching – ein Entwicklungsfeld

Die Digitalisierung hat viele Bereiche unseres täglichen Lebens durchdrungen und schreitet stetig voran. Sie fördert die Umsetzung neuer Ideen, Produkte und eröffnet neue Geschäftsfelder und Märkte. Aber wo hört Digitalisierung auf?

Im ersten Moment möchte man meinen, dass es mit Digitalisierung spätestens beim Thema Coaching“ aufhört. Denn unter Coaching versteht man strukturierte Gespräche zwischen zwei Personen, dem Coach und dem Coachee (Klienten). Dabei liefert der Coach bewusst keine direkten Lösungsvorschläge, sondern entwickelt mit dem Coachee eigene Lösungen. Doch Coaching sieht im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen immer noch sehr ähnlich aus wie in den 1990er Jahren. Was schade ist, denn sowohl im Management als auch im privaten Bereich verzichten vielen Menschen aufgrund des hohen Kosten- und Zeitaufwands auf einen Coach.

Doch gerade Kosten und Effizienz sind zwei Themen, die Technologie besonders gut löst – und das Coaching noch besser machen kann. Kann also eine Maschine den Part des Coaches übernehmen und den Coachee auf seinem Weg, der Weiterentwicklung seiner persönlichen Kompetenzen und Perspektiven, begleiten?

Cluster-Kooperationsprojekt

Diese Frage stellte sich auch Innoviduum und holte sich dazu Unterstützung. Zusammen mit drei Partnerunternehmen setzten sie sich das Ziel einen digitalen Coach zu entwickeln, der den User beim Aufbau wichtiger Kompetenzen unterstützt. Der Digitale Coach wurde als Forschungsprojekt im Rahmen eines Cluster-Kooperationsprojekts mit dem IT-Cluster Business Upper Austria ins Leben gerufen. Während Innoviduum die Expertise im Bereich Coaching und Training liefert, arbeitet UXfocus an der User Experience des geplanten Tools. Für die Umsetzung sind Mobile Agreements und Mopius mit an Board. Sie bringen ihre Expertise im Bereich Software-Entwicklung ein.

Entwicklung des Coaching Experience-Prozesses

UX Design – mehr als nur Wireframes und Visuals

Nach der Analyse des Coaching-Ansatzes von Innoviduum, welcher bereits hervorragend in ihrem Tool “TalentCoach” umgesetzt ist, war es notwendig, die Richtung für digitales Coaching in einem benutzerzentrierten Ansatz zu definieren. Der Benutzer steht dabei im Zentrum. Der UXfocus-Prozess basiert auf dem standardisierten ISO 9241-210 User Centered Design Prozess und macht diesen in UX-Projekten greifbar.


Was ist den Coachees wichtig?

Nach der Analyse des Ist-Prozesses befragten wir reale Benutzer im Rahmen einer Fokusgruppe. Das Ziel dabei war, Anforderungen an den Digitalen Coach optimal definieren, abbilden und evaluieren zu können. Die Teilnehmer waren potentielle Coachees aus den verschiedensten Branchen und Bereichen. Darunter waren Unternehmer, Mitarbeiter und Studenten. Sie teilten ihre persönliche Meinungen und Erfahrungen über Coaching-Prozesse mit uns. Das Thema Digitalisierung von Coaching Prozessen wurde im Zuge dessen analysiert und von verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Aus den Ergebnissen der Fokusgruppe konnten wir anschließend Anforderungen sowie erste Designentscheidungen ableiten.


Von den Anforderungen zur Coaching Experience

Basierend auf den in den ersten Schritten gesammelten Anforderungen wurde ein erster Draft des Coaching-Konzeptes entwickelt. Dieses wurde gemeinsam mit Innoviduum in einer Vielzahl von Design-Thinking-Sessions und internen Workshops in Richtung einer optimierten Coaching-Experience weiterentwickelt. Das Resultat ist ein fundierter, auf wissenschaftlichen Grundlagen basierender Coaching-Prozess. Dieser definiert sich durch einen flexiblen Prozess, welcher auf verschiedene coaching-bezogene Themen angewandt werden kann.

Brainstorming & Konzept Workshops bei UXfocus

Um dem Digitalen Coach auch ein erstes, zielgerichtetes Coaching-Thema und einen Kontext zu geben, wurde das Thema Agile Leadership gewählt und in ein erstes UX-Konzept gegossen. Das Ziel: Der Digitale Coach unterstützt Führungskräfte und das ganze Team dabei, neue Kompetenzen in einem dynamischen, flexiblen Coaching-Ansatz zu entwickeln und die Zusammenarbeit zu verbessern. Dabei werden sowohl die Führungskraft selbst als auch die Teammitglieder in den Prozess involviert. Die persönliche Weiterentwicklung, die im TalentCoach durch die Digitalisierung von Reflexions- und Feedbackprozessen bereits begonnen wurde, wurde im Konzept integriert und hebt die Themen persönliches und berufliches Coaching somit auf eine neue Ebene.

Die nächsten Schritte

Das aktuelle Coaching-Konzept bekommt einen Rahmen und ein Gesicht. Nachdem die Coaching-Experience im Prozess greifbar gemacht wurde, entwickeln wir nun das Design des Digitalen Coaches. Ein Klickprototyp soll zeigen, wie der Digitale Coach in einem ersten Schritt als Webplattform und später auch als mobiles Tool aussehen wird. So kann eine optimale Coaching-Experience auch im Alltag gewährleistet werden.

Wo also hört Digitalisierung auf? Wir sagen: Ganz sicher nicht beim Thema Coaching!

German UPA
Interaction Deisgn Foundation
UXQB
GASQ